stantin Kanaris und Georg Papinis mit 43 Freiwilligen einen feierlichen Schwur thaten, diese Blutschuld zu rchen. Der Kapudan Pascha lag nach seiner grauenvollen That im Hafen von Chios vor Anker, den groen Bairam zu feiern, als die Griechen, die sich dem Tode geweiht, in der Nacht auf den 19. Juni 1822 auf drei kleinen Schiffen heransegelten. Sie fuhren unter fremder Flagge, man lie sie ruhig unter der trkischen Flotte liegen. Nachts nherte sich Kanaris mit seinem Brander dem Admiralschiff, das sofort Feuer fing, während die beiden anderen sich an zwei trkische Linienschiffe hingen. Da war bald alles Lschen vergeblich: das Feuer, ergriff die Pulverkammer des Admiralschiffs, und unter entsetzlichem Krachen flog es in die Luft. Tdtlich verwundet kam der Kapudan Pascha selbst auf Trmmern ans Land und gab bald den Geist auf. Die beiden anderen Linien-schiffe sanken in den Meeresgrund, der Rest der trkischen Flotte floh. Die khnen Griechen kamen unter Siegeshymnen und Dankgebet nach Jpsara, um selbst die Kunde des gelun-gelten Wagestcks zu berbringen.
Inzwischen hatte sich der Krieg auch der das eigentliche Griechenland verbreitet. Athen war nach einer 14monatlichen Belagerung in die Hnde der Griechen gefallen, die Einflle trkischer Schaaren im Osten waren glcklich zurckgeschlagen, aber im Westen, auf dem Boden des alten Akarnaniens, wo Maurokordatos und Markos Bozzaris anfangs mit Glck fochten, entspann sich ein hartnckiger und blutiger Kampf. Das Treffen bei Peta, in der Nhe von Arta (16. Juli 1824), ging trotz der heldenmtigen Tapferkeit der Philhellenen durch den Benrath eines Huptlings verloren, und General Normamt ging verwundet nach Missolunghi, wohin sich die Reste der geschlagenen Truppen zurckzogen.
Missolunghi in Aetolien am Busen von Patras wurde im September 1822 von Pascha Omer Vrione angegriffen und Maurokordatos darin eingeschlossen. Dieser vertheidigte sich auf das Tapferste, zugleich waren die Griechen auch im Peloponnes glcklich, so da Omer die Belagerung aufheben mute, obgleich der neue Kapudan Pascha, Kara Mehemed, den Platz auch zur See blokirt hatte. Im October 1823 nahte Omer mit einem neuen Heere gegen Missolunghi heran,
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ein Blitz einschlug und das Feuer der Begeisterung zu hellen Flammen anfachte. Die alte Hoffnung der Polen auf Frankreichs Untersttzung steigerte die Kampflust. Da erschien im October 1830 ein Befehl des Kaisers, das polnische Heer auf den Kriegsfu zu setzen. Man frchtete, da dasselbe als Vorhut gegen Frankreich verwandt, und Polen von russischen Truppen besetzt werden sollte. Die Verschworenen, der Be-vlkerung der Hauptstadt gewi, beschlossen die Ausfhrung
ihres Planes.*)
Zwar hatte man eine dunkle Kunde von der Verschwrung, und der Grofrst Konstantin war nicht ohne Warnung geblieben. Am 29. November Abends sechs Uhr wollte man losschlagen. Die Russen waren in der grten Sorglosigkeit. Whrend ihre Offiziere sich in Theatern oder in Gesellschaften befanden, und die Soldaten in den Kasernen sich selbst ber-lassen waren, hatte der Grofrst Konstantin den Abend in seiner gewohnten Umgebung auf seinem Lustschlosse Belvedere heiter begonnen, ohne die mindeste Gefahr zu ahnen, als sich pltzlich das Ungeteilter entlud. Die Verschworenen hatten die Rollen bertheilt; ein Theil hatte die Ermordung des Vice-knigs, ein anderer die Erstrmung des Zeughauses, ein drit-ter die berrumpelung der Kaserne bernommen. Das An-znden eines am Ende der Stadt gelegenen Brauhauses sollte das Signal fem. Unter dem Rufe: Tod dem Tyrannen!" strzten gegen zwanzig Verschworene nach dem Belvedere, tdteten den Viceprsidenten und einen General, der dem Grofrsten hnlich sah, und wollten schon in Constantms Gemach dringen, als dieser durch die Geistesgegenwart seines Kammerdieners gerettet ward, der die Thr verriegelte und seinen Gebieter in einer Dachkammer in Sicherheit brachte. Constantin, von dem Vorfall aufs uerste erschreckt, verlie auf geheimen Wegen das Schlo und die Stadt. Whrend die Verschworenen die Rettung Constantms als ein Unglck ansahen, scheiterte auch die Entwaffnung der russischen Re-gttnenter, die sich vor ihren Kasernen in Schlachtordnung auf-gestellt hatten. Aber die Hauptsache, die Erstrmung des
*) Wie unvorsichg man dabei verfuhr, beweist der Umstand, da am Lustschlosse des Grofrsten ein Zettel angeschlagen ward: ,.Bon Neujahr an zu vermiethen!"
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Constantms
230
Dankbarkeit durch ein Lebehoch aus; dieser erschien zweimal auf dem Balcon und wurde von einem tausendstimmigen Jubel begrt. Da erregte pltzlich der Anblick des Militrs, mit dem die Eingnge des Schlosses besetzt waren, in dem Volke die Erinnerung an die Todten und Verwundeten der letzten Tage; der Ruf Militr fort!" erscholl immer dringender, da man einen Angriff der Soldaten wie am 15. und 16. befrchtete. Kavallerie und Infanterie rckte vor, um das Volk zu zerstreuen. In diesem Augenblick fielen in den Reihen der Soldaten zwei, wahrscheinlich durch ein Versehen losgegangene Schsse, ohne Jemanden zu verwunden. Die Menge wollte darin ein Zeichen zur Niedermetzelung des Volkes sehen und flog unter dem Rufe: Wir sind verrathen! Zu den Waffen !" nach allen Seiten auseinander. Alsbald erhoben sich in allen Theilen der Stadt Barrikaden, von denen die schwarzroth-goldene Fahne wehte. Nach drei Uhr begannen die Truppen den Angriff, von fnf bis sieben Uhr rumten Karttschen-schsse den grten Theil der Knigstrae. Die ganze Nacht durch dauerte der Kampf unter schauerlichem Sturmluten: die Artillerieschuppen vor dem Oranienburger Thore geriethen in Brand, und die Feuerlohe wlzte sich in langen Streifen der die Stadt hinweg am Himmel hin. Das Militr er-strmte Straen und Huser, aus deren Fenstern geschoben oder mit Steinen geworfen wurde, und machten keinen Unter-schied zwischen Bewaffneten und Unbewaffneten. Mit Munition und Geschtzen reichlich versehen, war es berall im Vortheil, fhlte sich aber am Morgen des 19. Mrz durch den strengen Dienst der letzten Woche und die Anstrengungen der Nacht erschpft. Der König, vom tiefsten Schmerz der solche Auftritte durchdrungen, erlie in der Nacht eine Bekannt-machung im herzlichsten Tone, man mge den unseligen ^rr-thum erkennen, er gebe sein knigliches Wort, die Truppen zurckzuziehen, wenn echte Berliner Brger in geziemender Weise sich an ihn wendeten. Am Morgen empfing er eme Deputation, auf deren Bitten er das Militr abziehen netz. Am Nachmittag erschien die knigliche Verordnung, welche die Bildung eines freisinnigen Ministeriums unter Vorsitz des Grafen Arnim-Boytzenburg verkndigte. Die neu errichtete Brgerwehr erhielt Waffen aus dem kniglichen Zeughauje.
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50
zersgt und der zerstckelte Leichnam in die Donau geworfen (1798). Das Verzeichni seiner Mitverschworenen hatte er vorher verschluckt, damit es den Feinden nicht in die Hnde fiele. Die letzten Worte des Unglcklichen waren: Die Saat habe ich ausgeset, und die Zeit mu kommen, wo mein Volk die se Frucht ernten wird!"
Und die Saat keimte im Stillen.*) Um das Jahr 1814 bildete sich der Verein der Philomusen, dessen Zweck war, das unter dem Drucke der Knechtschaft verkmmerte Volk durch christliche Sittigung und hhere Geistesbildung zu heben und zu frdern, wie auf dem Bundessiegel die Nachteule und der einen Knaben tragende Chiron, das Symbol der Erziehung bei den alten Hellenen, sinnvoll andeuteten. An der Spitze des Vereins, dessen Mitglieder sich bald auf 80,000 beliefen, standen Graf Kapodistrias und viele Fürsten und Groe Europas. Wie sich der Verein schnell der ganz Griechenland verbreitete, so nahm er auch bald den Charakter eines politi-scheu Bundes an; es bildete sich eine Hetrie, die es sich zur Ausgabe machte, Griechenland durch einen allgemeinen Aufstand von der Herrschaft der Trken zu befreien, und deren Mitglieder sich durch einen feierlichen Eid verpflichteten, Gut und Blut fr den heiligen Kampf einzusetzen. Die Zahl der Eingeweihten mehrte sich in berraschender Weise und belief sich bald in Konstantinopel allein auf 17,000; der Bund hatte seine Kasse und geregelte Verwaltung und in Alexander Apsilantis, der den Oberbefehl der das erst zu schaffende Heer bernehmen sollte, ein begeistertes Haupt.
Alexander stammte aus einem srstlichen Geschlechte in der Moldau, das unter dem trkischen Despotismus schon mannigfache Drangsale erduldet hatte. Durch Tapferkeit und
*) Rhigas' begeisterter Ruf an die Palikaren war nicht umsonst erklungen;
Heran, Palikaren, nicht lnger getrumt.
Wie die Leuen in Klften und Engen,
Nicht lnger in den Verstecken gesumt,
Die Sclavenketten zu sprengen.
Ein Tag der Freiheit ist viel mehr werth,
Als hundert Jahre mit Ketten beschwert!"
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Extrahierte Personennamen: Kapodistrias Alexander_Apsilantis Alexander Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Donau Europas Griechenland Griechenland Konstantinopel Moldau
25
geweissagt, daß das Land herrlich aufblühen werde, das die
Gebeine des greisen Oedipus in seinem Schoße bergen würde.
Da schickten des Oedipus Söhne und ließen den arg geschmähten
Vater zur Rückkehr nach Theben einladen: der aber sprach
den Fluch über die herzlosen Söhne aus und blieb an der
Stätte, ite ihn gastlich aufgenommen, und wo er bald zur
ewigen Ruhe eingehen sollte. Ein Donnerschlag erdröhnte,
die Erde öffnete sich und nahm den Lebensmüden in ihre stille
Behausung aus. Seine Ruhestätte blieb ein Geheimniß, s-
An Oedipus Söhnen ging des Vaters Fluch nur zu bald
in Erfüllung. Sie hatten einen Vertrag geschlossen, wonach
sie ein Jahr ums andere abwechselnd die Herrschaft führen
wollten. Der ältere, Eteokles, weigerte sich jedoch nach Ablauf
des ersten Jahres den Thron abzutreten und vertrieb den
jüngeren, Polynikes, aus dem Lande. Er ging nach Argos,
wo König Adrastos herrschte, heirathete dessen Tochter und
bewog ihn zu einem Rachezug gegen seine Vaterstadt. Dies
ist der berühmte Zug der Sieben gegen Theben, der so genannt ¡y/,.,,
wird, weil außer Adrastos und Polynikes noch fünf andere Hel-^
den daran Theil nahmen. Unter diesen hebt die Sage besonders
den Ampchiaraos hervor. Er wünschte sich dem Zuge zu
entziehen, weil ihm seine Sehergabe den unglücklichen Erfolg
und seinen eigenen Untergang voraus verkündigte, aber seines ?
Gemahlin Criphy le ließ sich von Polynikes durch ein
denes Halsband bestechen und verrieth seinen Schlupfwinkel.
Nun konnte er nicht umhin, sich dem Zuge anzuschließen, in
dem sich seine Weissagung erfüllte. Die Thebaner geriethen
zwar anfangs in schwere Bedrängniß, aber der freiwillige
Opfertod eines Sohnes des Kreon, des Menökeus, der
sich von der Stadtmauer herabstürzte, beseelte sie mit neuem
Muthe, so daß sie die sieben argivischen Helden, von denen
jeder eines der sieben Thore Thebens bestürmte, zurückschlugen.
Alle, mit Ausnahme des Adrastos, verloren das Leben: den
Amphiaraos verschlang sammt seinem Streitwagen die Erde;
Eteokles und Polynikes fielen beide im gräßlichen Brudermorde*).
Nach diesem blutigen Ausgang übernahm Kreon, des
*) Zehn Jahre später belagerten die Söhne der gefallenen Helden
(die Epigonen, d. h. Nachkommen), um ihre Väter zu rächen, Theben
von neuem, und eroberten es für Thersander, des Polynikes Sohn.
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den und verwüstete drei und zwanzig Städte. Leider aber
brach im zehnten Jahre des Krieges zwischen ihm und dem
Völkerfürsten Agamemnon, der ihm seinen Antheil an der
Beute, die schöne Sclavin Briseis^ entriß, ein verderblicher
Zwist aus, der damit endigte, daß sich Achilles mit den Schaa-
ren seiner Myrmidonen, die er aus dem Phthierlande gegen
Troja geführt hatte, von den übrigen Griechen gänzlich trennte,
und von allen Kämpfen gänzlich fern hielt. So lag er denn
thatenlos im Zelte, mit den Klängen der Cither sich die Zeit
vertreibend, sah ruhig dem Kampfe zu, der schon in der Nähe
des Griechischen Lagers tobte, ihn rührte nicht die Noth seiner
Landsleute, und vergebens waren die Worte des beredten
Odysseus, der mit anderen Helden von Agamemnon gesandt,
durch Bitten und Verheißungen den grollenden Göttersohn zu
versöhnen suchte. Schon hatte er beschlossen, in weniger
Tage Frist zum heimathlichen Phthierlande zurückzusegeln, als
ihn der Tod des geliebten Freundes Patroklos aus seiner
trägen Ruhe riß. Patroklos war in Achilles Rüstung gegen
die Troer zum Streite gezogen, diese glaubten den Achilles
selbst zu schauen, flohen nach der Stadt, und viele sanken
unter den Händen des verfolgenden Helden. Doch zu weit
ließ er sich von seiner Kampflust fortreißen: der gewaltige
Hektar selbst stellte sich ihm entgegen, und Patroklos erlag
ihm im Streit.
Als Achilles die Leiche des theueren Gefährten sah, ward
es Nacht vor seinen Augen, mit beiden Händen griff er nach
dem schwarzen Staube und bestreute Haupt, Antlitz und Ge-
wand. Dann warf er sich, so riesig er war, zu Boden und
raufte sich das Haupthaar aus, und sein Jammergeheul schallte
so fürchterlich in die Lüste hinaus, daß seine Mutter die
Stimme des Weinenden vernahm und aus dem Meer auf-
tauchend zu ihrem Sohne eilte. Hier hörte sie sein Leid und
seinen Entschluß, den gefallenen Freund zu rächen. Da aber
seine Rüstung in Hektors Hände gerathen war, begab sich
die Meergöttin selbst in die Wohnung des Hephästos, des
Schmiedegottes, der auf ihre Bitten dem Achilles eine neue
prächtige Rüstung verfertigte. Am bewundernswürdigsten
war der Schild: auf der Wölbung desselben bildete er die
Erde, das wogende Meer, den Himmel, mit Sonne, Mond
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selbst Theil nahmen, je nachdem sie den Troern oder Griechen
hold waren. Ares brüllte wie ein Sturm, Eris tobte durch
die Schaaren, dazu donnerte Zeus vom Olymp, und Poseidon,
der Beherrscher des Meeres, erschütterte die Erde, daß Pluto
selbst in seinem unterirdischen Reich erschrak. Während die-
ses Götterkampfes suchte Achilles den Hektor, den jedoch
Apollo in einen Nebel hüllte und dem anstürmenden Götter-
sohne entzog. Dagegen wüthete er unter den andern Feinden,
seine Rosse trabten stampfend über Schilde und Leichname
dahin, die Achse seiner Wagenräder troff von Blut, und bis
zu den Rädern des Sitzes spritzten die Tropfen empor. So
drängte er die Fliehenden in den Strom Skamander und
stürzte sich mit dem Schwerte ihnen nach. Bald röthete sich
das Wasser von Blut, seine Hände wurden starr vom Mor-
den, und der Stromgott Skamander selbst ergrimmte ob des
entsetzlichen Würgers. Der Strom fing an zu schwellen,
regte seine trüben Fluthen auf, warf die Getödteten mit Ge-
brüll ans Gestade, und seine Brandung schlug schmetternd
an das Schild des Achilles. Nur mit Mühe, über die Aeste
einer losgerissenen Ulme klimmend, erreichte er das Ufer,
aber der Flußgott rauschte ihm nach, die Wogen bespülten
seine Schultern und raubten ihm den Boden unter den Füßen.
Da flehte er Zeus um Erbarmen an gegen den Strom,
Athene (Minerva) verlieh ihm Kraft, daß er das Gefilde
wieder gewann. Aber der zornige Stromgott rief den be-
nachbarten Fluß Simois zu Hülfe, und erst als Hephästos
mit seinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die
Fische von der Glut angstvoll nach frischem Wasser schnappten,
und der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte,
flehte er die Göttermutter um Mitleid an. Da löschte He-
phästos die Glut und Skamander rollte in seine Ufer zurück.
Achilles aber ruhte nicht eher vom Kampfe, bis er den
Hektor erlegt und seinem Hingeschiedenen Freunde ein Todten-
opfer gebracht hatte. Hierauf wurde der Leichnam des
Patroklos verbrannt und ihm zu Ehren glänzende Leichen -
spiele veranstaltet. Nur Hektors Leichnam lag wie ein Aas
auf dem Felde, und am frühen Morgen spannte Achilles
seine Roffe ins Joch, befestigte den Leichnam am Wagen und
schleifte ihn dreimal um das Denkmal des Patroklos. Doch
C t a ck e, Griech. Geschichte. 10. Stuft. 3
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gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater,
den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte
ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde
den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen
hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne
und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht
der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater
zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und
auch dir soll dein Antheil werden."
Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König
wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge-
löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare
Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst
du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der
Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben
Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast,
denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles
ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während
des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des
Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle
Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm
ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles
eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen
Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An-
bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte
ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des
Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten
zur Bestattung seines Sohnes traf.
Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug
viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt.
Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu
heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp
herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen.
Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver-
hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk,
legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel
dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm
zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das
schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem
3 *
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Extrahierte Personennamen: Achilles Achilles Achilles Achilles Apollo Achilles
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würdest: dein Herz ist eisern! Aber denk' an mich, wenn die
Götter mich rächen, und am hohen Skäischen Thore du vom
Geschosse Phöbus Apollo's getroffen im Staube endest, wie
jetzt ich!'' Mit dieser Weissagung verließ Hektors Seele den
Leib und flog zum Hades hinunter. Achilles aber rief der
Fliehenden nach: „Stirb du, mein Loos empfang' ich, wann
Zeus und die Götter wollen!" So sprach er und zog den
Speer aus dem Leichnam, legte ihn bei Seite und zog die
eigene blutige Rüstung von den Schultern des Gemordeten.
Nun kamen aus dem Griechischen Heere viele Streiter her-
beigelaufen und betrachteten den Wuchs und die hohe Bil-
dung des todten Hektor bewundernd, und mancher sprach, ihn
anrührend: „Wunderbar, wie viel sanfter ist doch der
Mann nun zu betasten, als da er den Feuerbrand in unsere
Schiffe schleuderte!" Jetzt stellte sich Achilles mitten unter
das Volk und sprach: „Freunde und Helden! Nachdem die
Götter mir verliehen haben, diesen Mann hier zu bändigen,
der uns mehr Böses gethan hat, als alle Andern zusammen,
so laßt uns in unserer Rüstung die Stadt ein wenig aus-
kundschaften, um zu erforschen, ob sie uns wohl die Burg
räumen werden, oder ob sie es wagen, uns auch ohne Hektor
Widerstand zu leisten. Aber was rede ich? Liegt nicht mein
Freund Patroklos noch unbestattet bei den Schiffen? Darum
stimmt den Siegesgesang an, ihr Männer, und laßt uns vor
allen Dingen meinem Freunde das Sühnopfer bringen, das
ich ihm geschlachtet habe!"
Mit solchen Worten wandte sich der Grausame dem
Leichnam von Neuem zu, durchbohrte ihm an beiden Füßen
die Sehnen zwischen Knöchel und Fersen, durchzog sie mit
Riemen von Stierhaut, band sie am Wagensitze fest, schwang
sich in den Wagen und trieb seine Rosse mit der Geißel den
Schiffen zu, den Leichnam nachschleppend. Staubgewölk um-
wallte den Geschleiften, sein jüngst noch so liebliches Haupt
zog mit zerrüttetem Haar eine breite Furche durch den Sand.
Von der Mauer herab erblickte seine Mutter Hekuba das
grauenvolle Schauspiel, warf den Schleier ihres Hauptes
weit von sich und sah jammernd ihrem Sohne nach. Auch
der König Priamos weinte und jammerte. Geheul und
Angstruf der Trojaner und der fremden Völker hallte durch
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wird ein Kind blühender Eltern es vom Schmause verstoßen
und sagen: trolle dich, dein Vater ist ja nicht beim Gastmahl!
Dann flüchtet es sich weinend zu der Mutter, die keinen
Gatten mehr hat. Der aber wird die Hunde sättigen und
die Würmer werden den Ueberrest verzehren! Was helfen
mir nun die schmucken, zierlichen Gewände in den Kästen?
Der Flamme will ich sie alle übergeben: was frommen sie
mir? Hektor wird nicht mehr auf ihnen ruhen, nicht mehr
in ihnen prangen!" So sprach sie weinend und wehklagend,
und rings umher seufzten die Trojanerinnen.
^1' - \
8. Die Eroberung von Troja.
Nachdem die Griechen zehn Jahre lang erfolglos vor
Troja gekämpft hatten, nahmen sie endlich ihre Zuflucht zur
List. Auf den Rath des Odysseus fällten sie auf dem wald-
reichen Jdagebirge hochstämmige Tannen, und nun zimmerte
der kunstreiche Held Epeos ein mächtiges Roß, zuerst die
Füße des Pferdes, dann den Bauch, über diesen fügte er
den gewölbten Rücken, hinten die Weichen, vorn den Hals;
über ihm formte er zierlich die Mähne, die sich flatternd zu
bewegen schien: Kopf und Schweif wurden reichlich mit Haaren
versehen, aufgerichtete Ohren an den Pserdekopf gesetzt und
gläserne leuchtende Augen unter der Stirn angebracht: kurz
es fehlte nichts, was an einem lebendigen Pferde sich regt
und bewegt. So vollendete er mit Athene's Hülfe das Werk
in drei Tagen, zur Verwunderung des ganzen Heeres.
Nun stiegen die tapfersten Helden, Neoptolemos, der
Sohn des Achilles, Menelaos, Diomedes, Odysseus, Philok-
tetes, Ajax und andre, zuletzt Epeos, der das Roß verfertigt,
in den geräumigen Bauch des hölzernen Pferdes: die übrigen
Griechen aber steckten Zelte und Lagergeräth in Brand und
segelten dann nach der nahe gelegenen Insel Tenedos, wo
sie ans Land stiegen.
Als die Trojaner den Rauch des Lagers in die Luft
steigen sahen und auch die Schiffe verschwunden waren,
stürmten sie voll Freuden aus der Stadt nach dem Griechischen
Lager zu und erblickten hier das gewaltige hölzerne Roß.
Während sie unter einander stritten, ob man das Wunder-
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